Wie Kinder sauber werden Teil 1, Blasen-und Darm-Kontrolle

Im diesem Artikel, wie Kinder sauber werden Teil 1, erfahren sie wie ein Kind normalerweise sauber wird, Stationen auf dem Weg zum Erfolg

In diesem Artikel, Wie Kinder sauber werden Teil 1 erfahren Sie, …

  • Wie spannend das Sauberwerden für Kind und Eltern sein kann
  • Des Rätsels Lösung, warum Kinder ihren Darm meist früher kontrollieren können als ihre Blase
  • Warum jedes Kind seinen persönlichen Weg gehen muss, um sauber zu werden
  • Warum Sauberkeits-Erziehung am Anfang noch gar nicht gefragt ist

Wie Kinder sauber werden Teil 1, Blasen-und Darm-Kontrolle

Wie Kinder sauber werden Teil 1

Warum sage ich Ihnen das?

Eigentlich halten die meisten Eltern das Sauberwerden ihres Kindes für etwas ganz Selbstverständliches, das sich im Laufe der ersten drei Lebensjahre – ebenso wie viele andere Fähigkeiten auch – einstellen wird. Trotzdem machen sich viele Eltern, Sie vielleicht auch, recht früh – oft so um den ersten Geburtstag des Kindes herum – Gedanken darüber, wie dieser Entwicklungsprozess eigentlich vor sich geht.

Wie Kinder sauber werden Teil 1

Deshalb werde wir Ihnen zeigen, wie ein Kind Schritt für Schritt immer mehr seinen Darm und seine Blase und deren Aktivitäten wahrnehmen kann und schließlich auch in der Lage ist, die Stuhl- und Harnabgabe zu kontrollieren.

Wir werden Sie auf typische Stationen auf dem Weg zum Erfolg aufmerksam machen, um Ihnen Verunsicherungen zu ersparen. Es wird auch darum gehen, was das Wort „normalerweise“ im Zusammenhang mit dem Sauberwerden bedeutet.

Wie Kinder sauber werden Teil 1

Nämlich nicht, dass alle Kinder dieses Ziel immer genau so, auf eine ganz bestimmte Weise und in einer bestimmten Zeit erreichen, sondern dass „normalerweise“ (also bei den meisten Kindern) charakteristische Ähnlichkeiten im Entwicklungsverlauf zu finden sind.

Dennoch kommen Abweichungen in der einen oder anderen Richtung gar nicht so selten vor, wobei auch diese Wege zum Ziel führen.

 

Wie Kinder sauber werden Teil 1

Es geht um die Blasen-und die Darm-Kontrolle

Zum richtigen (Saubersein) gehören genau genommen zwei getrennte Fähigkeiten: nämlich die, seine Blase kontrollieren zu können, wie auch die, seinen Darm unter Kontrolle zu haben. Von Problemen mit der Darm-Kontrolle wird nur selten gesprochen, weil die Abgabe des Stuhlgangs zur rechten Zeit am rechten Ort bei den meisten Kindern ohne Schwierigkeiten klappt.

Ist das nicht der Fall, dann stehen Kinder und Eltern dem Einkoten besonders ratlos gegenüber und brauchen dringend Hilfe. Deshalb gibt es in diesem Artikel zwei Abschnitte über die Darm-Kontrolle, ihre Hürden und deren Bewältigung.

Ich habe oft beobachten können, dass Kinder ihr „großes Geschäft“ schon monatelang – manchmal seit über einem Jahr – in den Topf oder dann ins Klo machten, während an eine Beherrschung der Blase noch gar nicht zu denken war.

 

Wie Kinder sauber werden Teil 1

Aber auch bei dieser Reihenfolge gibt es Ausnahmen.

Denken Sie immer daran: Jedes Kind hat seinen eigenen Weg.

Im nächsten Abschnitt wird kurz dargestellt, wie der Darm im Laufe der Entwicklung immer mehr kontrolliert werden kann. Wenn die Darmkontrolle Ihres Kindes noch in einem Alter auf sich warten lässt, in dem sie für andere Jungen und Mädchen schon lange kein Thema mehr ist, finden Sie Einzelheiten darüber und spezielle Verhaltenstipps in weiteren Artikeln.

 

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Was macht die Kontrolle des Darms einfacher als die der Blase?

Damit Darm und Blase erfolgreich kontrolliert werden können, müssen alle an Ausscheidungs-Funktionen beteiligten anatomischen Strukturen intakt sein. Und die zur Steuerung notwendigen Nervenbahnen müssen ausgereift sein. Die Speicherung und Entleerung von Kot und Urin sind höchst komplizierte Vorgänge, die einige Jahre Entwicklungszeit brauchen. Wann man seine Ausscheidungen kontrollieren kann, hängt auch von der sonstigen körperlichen und psychischen Entwicklung eines Kindes ab.

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Was macht nun die Kontrolle des Darms einfacher als die der Blase? Da ist zuerst einmal die unterschiedliche Häufigkeit, mit der beide Ereignisse vorkommen. Jeder Mensch muss öfter „klein“ als „groß“. Daher ist natürlich das Risiko, dass mit der Blase etwas schief gehen könnte, größer.

 

Wie Kinder sauber werden Teil 1

Schauen wir uns das 3. Lebensjahr eines Kindes mal genauer an. In diesem Alter entleeren Kinder ihren Darm meist nur ein-, höchstens zweimal am Tag, gar nicht so selten auch nur jeden zweiten, wenn nicht sogar jeden dritten Tag.

Und wie sieht es mit der Harnabgabe aus? Ihre Zahl hat sich zwar seit der Säuglingszeit wesentlich verringert, trotzdem uriniert ein Kind im 3. Lebensjahr immer noch etwa zehnmal am Tag. Es kann also viel häufiger etwas schiefgehen.

  • Wie Kinder sauber werden Teil 1, Ein weiterer Unterschied kommt hinzu, den der vierjährige Julian treffend beschrieb: „Das dünne Pipi fällt eben viel plötzlicher und viel leichter aus seinem Loch raus als das dicke Kacka.“

Recht hat er. Denn Darm und Blase kündigen ihre Aktivitäten ganz unterschiedlich an. Der Darm meldet sich eindeutig – nach dem Motto: „Diskussion zwecklos, jetzt passiert es dann gleich.“

Wie Kinder sauber werden Teil 1. Ganz anders die Blase: Bei ihr muss man schon ein bisschen „Fachfrau“ oder „Fachmann“ geworden sein, um ihre Signale richtig zu verstehen und auch ernst zu nehmen. Zuerst lässt sie immer noch recht lange mit sich handeln. Doch dann, ganz plötzlich, besteht sie kompromisslos auf ihrem Recht.

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Eine Darm-Entleerung kündigt sich durch ein langsam immer stärker werdendes und schließlich recht penetrantes Rumoren und Drücken im Bauch an. Dieses Geschehen ereignet sich bevorzugt zu einer bestimmten Tageszeit – zum Beispiel nach dem Aufstehen, kurz nach der zweiten Frühstücks-Tasse oder nach dem Mittagessen. Viele Menschen haben seit ihren Kleinkind-Jahren – und dann zeitlebens – ihre feste Zeit für die tägliche Stuhlabgabe.

Diese eindeutige Anmeldung und die recht zuverlässige Regelmäßigkeit des Geschehens erleichtern es offensichtlich einem Kind, im Laufe des zweiten Lebensjahres eine nahende Darmentleerung wahrzunehmen und sich Schritt für Schritt darauf einstellen zu können.

 

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Die perfekte Kontrolle wird dann noch ein Weilchen auf sich warten lassen, doch es geht schrittweise weiter. Ist Ihr Kind entwicklungsmäßig so weit, dass es Empfindungen aus dem Darmbereich wahrnimmt, merken Sie das an seinem Verhalten.

Ihr Kind reagiert mit Aufmerksamkeit auf die vermehrte Aktivität des Darmes, mit dem dieser die bevorstehende Entleerung ankündigt. Es hört in sich hinein, unterbricht kurz sein Spiel und verfolgt mit ernster, konzentrierter Miene, wie der Stuhl in die Windel gleitet.

 

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In diesem Ablauf sind bereits die ersten zwei Erfolgs-Schritte versteckt.

Wie Kinder sauber werden Teil 1. Der 1. Erfolgs-Schritt auf dem Weg zur perfekten Darm-Kontrolle: Jetzt nimmt das Kind erstmals bewusst wahr, dass sich sein Bauch ein- oder zweimal am Tag anders als sonst anfühlt. „Aua-Bauch“ nennt Nikita das, und Raffael sagt „Komisch unten“.

Wie Kinder sauber werden Teil 1. Wichtig für diese Entwicklungsstufe ist, dass die kindliche Aufmerksamkeit auf ein bestimmtes Körpergefühl gerichtet ist, das bald vertraut wird. Dass Ihr Kind das Gefühl wiedererkennt und richtig zuordnet, merken Sie daran, dass es erste Vorbereitungen für die Stuhlabgabe trifft.

Es unterbricht seine Aktivitäten und zieht sich an ein abgeschiedenes Plätzchen zurück oder macht es sich sonst wie bequem. Nun kann das Geschehen in aller Ruhe ablaufen – zunächst einmal in die Windel, was noch völlig richtig ist. Alles andere würde jetzt noch überfordern. Das bewusste Einkoten in die Windel ist ein wichtiger Etappensieg.

 

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Der 2. Erfolgs-Schritt. Jetzt kann es ganz unterschiedlich weitergehen:

  • Lara spielt nach dem Geschehen einfach weiter, als ob es das Duftpaket in ihrer Hose nicht gäbe. Erst wenn sie darauf angesprochen wird, scheint es ihr wieder einzufallen.
  • Sven will „es“ möglichst schnell raus haben. Er will mit voller Windel weder stehen, noch sitzen, noch liegen – und schon gar nicht spielen.
  • Theo kommt angerannt und meldet freudestrahlend das Ereignis: „Stinker macht! „. Er erwartet rundherum begeisterte Gesichter. Und die hat er auch verdient. Er hat nämlich bereits die nächste Hürde genommen.

Das Kind ist nun soweit, das mitzuteilen und zu benennen, was gerade eben oder vor wenigen Minuten bei ihm passiert ist.

 

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Das ist der 3. Erfolgs-Schritt:

Die „Meldung im Nachhinein“.

Noch einiges mehr – und deshalb auch noch viel Zeit und Geduld – gehört dazu, jetzt noch aufmerksamer und schneller zu werden und bereits die einen Stuhlgang ankündigenden „Empfindungen“ melden und passend „bearbeiten“ zu können, so dass tatsächlich noch eine Chance besteht, rechtzeitig und mit nacktem Hintern auf dem Topf oder Klo anzukommen. Sie ahnen schon:

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Das ist der 4. Erfolgs-Schritt. Wir befinden uns ganz kurz vor dem Ziel.

Doch halt. Eine Hürde kann es noch geben. Und die ist gar nicht so selten mit einem zeitweiligen Rückschritt verbunden.

 

Wie Kinder sauber werden Teil 1

Kennen Sie diese Situation?

  • Manulo, knappe drei Jahre alt und erst seit wenigen Tagen stolzer „Ins-Töpfchen-Macher“, sitzt mit nacktem Po auf dem flauschigen Badezimmerteppich und knetet hingebungsvoll seinen Töpfcheninhalt zwischen den Fingern. „Ist warm! “ informiert er die beim Eintreten erstarrte Mutter. Dieses Mal kommt kein Lob aus ihrem Mund. Er versteht die Welt nicht mehr, als sie ihn mit einem spitzen Schrei hochreißt, zum Waschbecken zerrt und ihm ziemlich grob die Hände mehrmals mit Wasser und Seife schrubbt. „Der Stinker war doch gar nicht schmutzig, er ist mir nicht auf den Boden gefallen! „, versucht er unter Tränen zu erklären.

Mit dem Anmelden des Geschehens war es erst einmal vorbei. Es dauerte mehrere Wochen und brauchte viele Gespräche, bis Manulo wieder nicht mehr schweigend in die Hose machte, sondern nun einen erneuten Versuch wagte, den Topf zu benutzen. Von jetzt an durfte er sein Produkt in Ruhe ansehen und anschließend selbst ins Klo kippen und hinunterspülen.

Wer soll so etwas Kompliziertes auch auf Anhieb verstehen? Ein Kind sicher nicht. Denken Sie sich doch mal in Ihre Tochter oder Ihren Sohn hinein. Ein Riesenumstand für ein Endprodukt, dessen genauere Untersuchung einem mit vor Ekel gerümpfter Nase untersagt wird.

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Es kommt noch schlimmer: Das angeblich so heiß Ersehnte wird einfach das Klo hinabgespült, als ob es das ganze Theater darum nie gegeben hätte. Es gehört schon recht viel Reife und Verständnis für die elterliche Welt dazu, zu akzeptieren, dass es sich beim Kacka um nichts anderes als um nun wertlos gewordene Essensreste handelt, die – wenn sie erstmal „ordnungsgemäß“ abgegeben sind – plötzlich nicht mehr wichtig zu sein scheinen.

Moment, da kann es doch noch ein anderes Problem geben. Es gibt Kinder, die melden ihren Stuhlgang perfekt, wollen sich aber zur Stuhlabgabe nicht auf das Klo setzen, sondern dafür – wie früher – eine Windel umgebunden bekommen.

Kein Problem. Profi ist, wer alle diese Hürden nimmt – und das sind immerhin über 90% aller Kinder, denen es bis zu ihrem dritten Geburtstag gelingt, die Kotabgabe zu kontrollieren. Bis auf ganz wenige Ausnahmen haben alle Kinder, bis sie vier Jahre alt sind, das Ziel „perfekte Darm-Kontrolle“ endgültig erreicht.

Einkotende Kinder haben es schwer. Sie und ihre Eltern brauchen Hilfe. Die Kinder brauchen Hilfe, um nicht den Entwicklungsanschluss zu verpassen und ihre soziale Integration zu gefährden. Die Eltern brauchen Hilfe, um das Verständnis für ihre Kinder nicht zu verlieren und sie nicht als „hoffnungslose Fälle“ aufzugeben.

 

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Und was meint der Kinderarzt damit, wenn er von einem „normalen Entwicklungsverlauf“ spricht?

  • Es ist der Entwicklungsverlauf, den die meisten Kinder zeigen, und nach dem die Werte in den sogenannten Entwicklungstabellen ausgerichtet werden.
  • Entwicklungstabellen sind nichts zum Fürchten. Sie sind nichts anderes als die Auflistung vieler Ergebnisse aus verschiedenen Bereichen, die jeweils mit Hilfe von Durchschnittsberechnungen aus den Angaben über die Entwicklung von Tausenden von Kindern ermittelt worden sind. Es handelt sich um theoretische Richtlinien, die nur ein Beurteilungskriterium unter vielen zur Entwicklungseinschätzung sind.

Das Durchschnittskind, dessen Werte hier verzeichnet sind, gibt es nicht. Vickys und Oles Entwicklung verläuft mit individuell verschiedener Geschwindigkeit, sogar für jeden Verhaltensbereich unterschiedlich.

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  • Deshalb sind in den heutigen Tabellen zur Entwicklungs-Diagnostik nicht mehr Einzelleistungen aufgereiht, die zu einem bestimmten Alter erbracht werden müssen (z.B. frei sitzen: acht Monate).

Die heutigen Tabellen geben eine grob umrissene Abfolge von Entwicklungsbereichen vor, die individuelle Abweichungen zulassen. So werden Entwicklungs-Schnellzüge im einem Bereich (z.B. Sprachentwicklung) und Entwicklungs-Bummelzüge in einem anderen (z.B. Sauberkeit) für durchaus normal gehalten und bei der Gesamtbeurteilung eines Kindes berücksichtigt.

Wie Kinder sauber werden Teil 1, Blasen-und Darm-Kontrolle

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Die Wissenschaft hat festgestellt:

  • Ein Kind gibt in den ersten Lebensmonaten etwa 30 mal in 24 Stunden Harn ab. Soweit wir wissen, geschieht das unbewusst.
  • Die Harnabgaben werden erst mit einem halben Jahr seltener – jetzt sind es noch etwa 20 pro Tag. Dafür sind zunehmend ausreifende Nervenbahnen verantwortlich, die dafür sorgen, dass die Blasenwandmuskulatur sich nicht dauernd zusammenzieht, was jedes Mal eine Urinabgabe bedeutet. Weniger Harnabgaben und ein somit größeres Blasenvolumen sind die Folge. Die nun vollere Blase schafft die Voraussetzung, dass sich zwischen dem 18. und 30. Lebensmonat ein wichtiger Reifungsschritt vollzieht: Die Wahrnehmung für die volle Blase und das Harndranggefühl entwickelt sich.

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Das heißt: Erst dann klappt die Verschaltung so gut, dass ein Kind die Körpersignale einer stark gefüllten Blase wahrnehmen kann.

  • Dieser Entwicklungsschritt ist die wichtigste Voraussetzung, um überhaupt etwas über den Vorgang im Körper nach außen melden und darauf reagieren zu können.
  • Die Nervenbahnen haben sich frühestens Ende des 2. Lebensjahres – häufig jedoch erst im Laufe des 3. – so differenziert entwickelt, dass ein Kind zur perfekten Kontrolle seiner Blasen-Schließmuskeln fähig ist:

Jetzt wird bereits eine zunehmende Blasenfüllung gespürt – und zwar, bevor die Blase prall gefüllt und alles zu spät ist.

  • Nach dem 4. Lebensjahr sind rund 80% der Kinder in der Lage, bei Harndrang die Harnabgabe noch einige Zeit selbst hinauszuzögern.

Eine weitere Leistung kommt im gleichen Alter hinzu: Jetzt können die Kinder sogar bei geringer Blasenfüllung eine Harnabgabe willentlich einleiten.

Wie Kinder sauber werden Teil 1, Blasen-und Darm-Kontrolle

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Die Blase verlangt mehr

Was ist bei der Blasen-Kontrolle schwerer als bei der Darm-Kontrolle?

Kinder wie Erwachsene müssen viel häufiger am Tag Harn als Kot abgeben, und dies mit weniger Regelmäßigkeit.

Die Blase verlangt also generell mehr Aufmerksamkeit, über den ganzen Tag verteilt. Zusätzlich ist ihr Vorwarnsystem viel nachlässiger und deshalb schwieriger zu verstehen als das des Darmes.

Erst ganz kurz, bevor es zu spät ist, schlägt die Blase so richtig Alarm. Davor meldet sie sich schon mal hin und wieder mit einigen dezenten „Bald passiert es „-Signalen, zwischen denen aber noch ziemlich lange „ Vergiss es wieder“-Pausen sein können.

Solche Signale lassen sich ganz leicht ignorieren – vor allem, wenn im Moment etwas viel Interessanteres auf dem Programm steht, als zur Toilette zu gehen.

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Das heißt: Jedes Kind muss erst begreifen, dass dieses vorsichtige Anklopfen der Blase tatsächlich ihm gilt und zu einem Toilettengang auffordert. Denn wenn es dann wirklich Ernst wird, wenn Überschwemmung droht, dann geht alles unheimlich schnell.

Die nun prallvolle Blase schlägt jetzt zwar eindeutig Alarm – starken Harndrang nennen wir dieses Gefühl – doch jetzt darf es keinerlei Aufschub mehr geben. Ein kurzes Zögern, eine kleine Ablenkung, das Klo nicht sofort finden, die Hose nicht aufbekommen – alles, was unerwartet dazwischen kommt, bedeutet eine kleine Katastrophe. „Das war knapp! “ haben auch Sie sicher schon oft gedacht, wenn es so gerade eben noch geklappt hat.

Dass die Darm-Kontrolle bei einem Kind im Normalfall früher und zuverlässiger funktioniert als die Blasen-Kontrolle, verwundert Sie sicher jetzt nicht mehr so. Die Blase perfekt zu kontrollieren, ist also schwieriger, als den Darm zu beherrschen, und es kann durchaus vier bis fünf Jahre lang dauern.

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„Wie bitte? „ werden viele von Ihnen mit Erstaunen fragen. Sie haben völlig richtig gelesen: Die meisten Kinder erreichen die Sauberkeit zwar früher, doch bis zum Alter von fünf Jahren wird das Einnässen als noch im Rahmen des normalen Entwicklungsverlaufs gesehen, noch nicht als auffällig eingeschätzt oder gar als besorgniserregend gewertet.

Sie wissen jetzt ja schon, dass der Weg zur perfekten Darm-Kontrolle über einzelne aufeinander folgende Erfolgs-Schritte abläuft. Das ist bei der Blasen-Kontrolle nicht anders.

Doch hängen diese Erfolgs-Schritte sehr stark vom kindlichen Entwicklungstempo ab. Bestimmte körperliche Fähigkeiten müssen erst vorhanden sein, genaugenommen gereift sein, bevor das Kind eine Chance auf Erfolg hat.

Da müssen zuerst einmal die Nervenverbindungen zwischen Gehirn und Blase soweit fertiggestellt und ausdifferenziert sein, dass das Kind Harndrang spüren und ihn als Signal der vollen Blase zuordnen kann. Im Laufe der weiteren Entwicklung kann das Kind nun immer mehr Einfluss auf seine Blasen-Entleerung nehmen und schließlich weitgehend selbst bestimmen, wann und wo es seine Blase entleeren will. Und was bedeuten diese Erkenntnisse für das Familienleben von Felix, Peer und Yolanda?

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  • Felix, knappe vier Jahre alt, bittet seinen Vater, noch kurz auf ihn zu warten, weil er noch schnell vor dem Spielplatzbesuch zu Hause Pipi machen will. „Auf dem Spielplatz pinkle ich nicht gern. Da geniere ich mich, weil die anderen so glotzen und es hinten bei den Büschen immer stinkt.“
  • Peer, drei Jahre und zwei Monate alt, fährt mit Mama im Auto über die Autobahn zu den Großeltern. „Mama, ich muss mal! “ – „Das geht jetzt gerade nicht, der nächste Parkplatz kommt aber gleich. Kannst Du es noch aushalten? Du kannst ja mit aufpassen und mir sofort Bescheid sagen, wenn das blaue Schild mit dem P kommt, das ich Dir schon öfter gezeigt habe. Dann fahre ich sofort ganz schnell raus.“
  • „Yolanda, geh‘ doch noch mal schnell vor dem Schlittenfahren zur Toilette, damit wir Dich nicht wieder nach der ersten Abfahrt aus dem Schneeanzug pellen müssen.“

Haben Sie übrigens schon einmal darüber nachgedacht, dass solche Vorkehrungsmaßnahmen nur mit der Blase klappen, mit dem Darm aber nicht? Wir können nicht schon mal vorsorgehalber eine kleine Portion Stuhl absetzen, damit wir dann längere Zeit Ruhe haben.

Am besten ist es natürlich, wenn Ihr Kind sozusagen „auf Befehl pinkeln“ kann, ohne zu „müssen“ – beispielsweise vor einer längeren Autofahrt.

Aber dafür müssen erst die körperlichen Voraussetzungen für eine perfekte Blasen-Kontrolle geschaffen sein. Nur dann kann Ihr Kind überhaupt folgsam auf Ihre Anweisungen reagieren. Vorher mag Ihr Kind noch so willig sein – es kann noch nicht klappen. Ganz einfach deshalb, weil die körperlichen Vorbedingungen noch nicht weit genug entwickelt sind.

 

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Das Wichtigste in Kürze

  • Der Darm ist leichter zu kontrollieren als die Blase. Er muss seltener entleert werden, und seine Signale sind eindeutiger und regelmäßiger.
  • Mit vier Jahren können über 90% aller Kinder ihren Darm kontrollieren.
  • Seine Blase perfekt zu beherrschen, kann durchaus vier bis fünf Jahre lang dauern, auch wenn es die meisten Kinder im dritten Lebensjahr schaffen.
  • Viele Eltern verlangen zu früh eine perfekte Blasen-Kontrolle.
  • Denn zuerst müssen wichtige Voraussetzungen entwickelt sein, damit ein Kind Harndrang wahrnehmen, darauf reagieren und seine Blase willentlich entleeren oder eben nicht entleeren kann.

 

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