Wie Kinder sauber werden Teil 2 ein Weg, mit Zeit und Geduld

In dem Artikel wie Kinder sauber werden Teil 2, zeigen wir Ihnen wie Sie durch positive Verstärkung und Wiederholung zum Erfolg kommen

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In diesem Artikel, wie Kinder sauber werden Teil 2, erfahren Sie, …

• warum Sie Ihrem Kind Zeit geben müssen, sich zu entwickeln

• warum die Zeit und Geduld, die Sie Ihrem Kind geben, Ihnen beiden später ein Vielfaches an zeitaufwändigen Mühen ersparen

• warum auch Rückschritte Schritte nach vorn sein können

Wie Kinder sauber werden Teil 2 ein Weg, mit Zeit und Geduld

Wie Kinder sauber werden können

Warum sage ich Ihnen das?

Weil ich aus vielen Beratungsgesprächen weiß, dass Eltern oft ungeduldig auf ihren ersten „Auftritt“ im Stück „Sauberkeit“ warten, aber nicht so recht wissen, wie dieser dann aussehen sollte.

Bitte, machen Sie sich eins immer wieder klar:

Für Sie ist zunächst nur die Rolle des behutsamen und verständnisvollen Helfers an der Seite der „jungen Helden“ vorgesehen.

Auf dem Weg zur perfekten Blasen-Kontrolle Ihres Kindes werden Sie mit Unerwartetem und auch mit auf den ersten Blick Unverständlichem konfrontiert. Ich will Sie auf unerwartete Zwischenfälle vorbereiten, damit diese nicht mehr ganz so überraschend sind. Ich will Ihnen aber auch „unheimliche“ Begegnungen mit Ihrem Kind erklären, damit sie Ihnen nicht mehr so außergewöhnlich erscheinen.

Alles, damit Sie lernen, mit der neuen Situation umzugehen, und vor allem Geduld und Zuversicht behalten. Denn diese zwei Tugenden sind für einen Erfolg unbedingt nötig.


Wie Kinder sauber werden Teil 2 ein Weg, mit Zeit und Geduld


Wie Kinder sauber werden Teil 2, kennen Sie diese Situation?

• Babette (zwei Jahre alt) steht singend am Couchtisch und zieht ihre Puppe um. Plötzlich stoppt sie und geht langsam in die Hocke. In dieser Stellung verharrt sie einen Moment. Dann springt sie auf und rennt zu ihrem Vater, der mit der Zeitung im Sessel sitzt. „Papa, Bette hat Hose gestrullt!“

Wie könnte der Vater reagieren? Spielen wir mal einige Varianten durch.

Reaktion
  1. Reaktion  „Nie hat man in diesem Haus mal fünf Minuten Ruhe!“
  2. Reaktion  „Toll, aber hättest Du das nicht vorher sagen können?“
  3. Reaktion  „Jetzt ist es sowieso zu spät, laß mich meine Zeitung weiterlesen.“
  4. Reaktion  „Geh zu Mama, die weiß, was da zu tun ist.“
  5. Reaktion  „Warum ist denn das schon wieder passiert? Das merkt man doch, wenn es kommt.
  6. Reaktion  „Hast Du es gemerkt? Prima! Dann gehen wir schnell die Windel wechseln.“
Kurzkommentar
  1. Kurzkommentar. Unangebrachter Rundum-Vorwurf
  2. Kurzkommentar. Versteckter Vorwurf. Das anfängliche Lob wird dadurch entwertet.
  3. Kurzkommentar. Das nennt man „jemandem die Luft rauslassen“
  4. Kurzkommentar. Sich aus seiner Verantwortung schleichen
  5. Kurzkommentar. Ungerechtfertigter Vorwurf, der mangelnde Kenntnis über die Entwicklungs-Zusammenhänge zeigt
  6. Kurzkommentar. Positive Reaktion

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Wie Kinder sauber werden Teil 2, Auf Ihre Reaktion kommt es an

Die Möglichkeit, dass mit Babette richtig geschimpft und sie womöglich bestraft wird, können wir mit großer Wahrscheinlichkeit ausschließen. Hätte sie so etwas nämlich in vergleichbaren Situationen schon mal erlebt, würde sie ihrem Vater das Ereignis nicht mitteilen, sondern die nasse Windel oder Hose verheimlichen.

Diese Situation „Meldung im Nachhinein“ ist typisch für den Anfang beim Sauberwerden. Wir kennen sie bereits von der Darm-Kontrolle. Jetzt kommt es auf Ihre Reaktion an. Sie machen nichts falsch, wenn Sie verstanden haben, dass es für ein Kind anfangs bereits eine lobenswerte Leistung ist, das zu melden, was gerade eben abläuft oder soeben abgelaufen ist – auch dann, wenn es für Ihr Eingreifen schon zu spät ist, wenn alles bereits in die Hose gegangen ist und Sie für den Moment nichts mehr retten können.

Die zweite der oben aufgeführten sechs Reaktionen wirkt sich zweifelsfrei am positivsten aus.

Babette versteht und genießt das Lob, das sie für ihre Aufmerksamkeit bekommt; sie wird ermuntert, weiterhin auf Signale aus dem Blasenbereich zu achten. Der anschließende Vorschlag zeigt ihr, wie man das Problem der nassen Windel gemeinsam angehen kann.

Vorwürfe – global, versteckt oder mit Enttäuschung versehen – genauso wie Desinteresse, helfen niemandem.

Aber sie können schaden, weil sie einen Rückfall in die kommentarlose Zeit bewirken, der alles wieder verzögern wird. Das Kind liest nämlich zwischen den Zeilen: „Der Papa oder die Mama freuen sich ja gar nicht, wenn ich es ihnen sage.“ Also verzichtet es auf die Meldung. Es lohnt sich ja offensichtlich nicht, auf das Geschehen im Unterleib zu achten.

Vorwürfe sind absolut fehl am Platz, weil sie verunsichern. Denn Ihr Kind wird in diesem Stadium noch vom Ablauf des Geschehens überrollt und kann deshalb dessen Herannahen überhaupt noch nicht melden. Es ist ja noch gar nicht lange her, dass Ihr Kind den Harndrang als Körpersignal überhaupt erst kennen gelernt hat.

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Wie Kinder sauber werden Teil 2. Jeden Erfolgsschritt positiv begleiten

Sie als Eltern befinden sich ja sicher schon seit einiger Zeit in den Startlöchern und warten auf Ihren Einsatz. Jetzt können Sie tatsächlich helfen. Indem Sie jeden Erfolgs-Schritt, den Ihr Kind tut, positiv begleiten. Also versuchen Sie nicht, einen Entwicklungsschritt zu beschleunigen, sondern bestärken Sie ihn, sobald sich einer andeutet Damit machen Sie die ganze Entwicklung stabiler.

Und wie soll das Bestärken gehen?

Das Beispiel von Babette zeigt deutlich, wie auch bei der Blasen-Kontrolle.
Der 1. Erfolgs-Schritt dadurch gekennzeichnet ist, dass das Kind aufmerksam für die Signale im Blasenbereich wird und das neue Gefühl Harndrang registriert und bald erkennt.

Wie Kinder sauber werden Teil 2, auch den 2. Erfolgs-Schritt kennen wir schon von der Darm-Kontrolle. Es ist die „Meldung im Nachhinein“: „Papa, Bette hat Hose gestrullt! “ Sie ist wichtig und bereits ein dickes Lob wert.


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Wie Kinder sauber werden Teil 2. Kennen Sie diese Situation?

• Una (zwei Jahre alt) befindet sich im Stadium „Meldung im Nachhinein“, für das ihre Eltern bereits Interesse gezeigt und sie gelobt haben. Nun beobachtet die Mutter seit einigen Tagen, dass Una beim Spielen plötzlich trippelt und tänzelt, manchmal die Beine zusammenpresst – und kurz danach mit einer neuen Erfolgsmeldung naht.

Die Mutter interpretiert die Situation richtig, wenn sie davon ausgeht, dass Una den stärker werdenden Harndrang verspürt und nun alles versucht, um die Harnabgabe hinauszuzögern.

Jetzt ist im Entwicklungsverlauf der knapp unter oder kurz über Zweijährigen der Augenblick gekommen, in dem Sie am Verhalten Ihres Kindes eindeutige Anzeichen für Harndrang ablesen können.

Wie Kinder sauber werden Teil 2. Der 3. Erfolgs-Schritt: Ihr Kind nimmt nicht nur den Harndrang wahr, sondern versucht bereits darauf zu reagieren. Anfangs noch mit Trippeln, Tänzeln, Oberschenkel zusammen Klemmen – also Versuche, den Harndrang für eine Zeitlang ungeschehen zu machen.

Später dann – mit Ihrer Hilfe – weit effektiver mit einem Toilettengang, um die Blase zu entleeren. Die Reaktionen des Kindes auf seinen Harndrang sind für Sie der sichere Beweis, dass Ihr Kind nun in der Lage ist, die Signale der vollen Blase zu spüren und nicht erst ihre Entleerung.

Wenn Sie Anzeichen für Erfolgs-Schritt 3 erkennen, sprechen Sie Ihr Kind darauf an. „Ich glaube, Du musst Pipi, komm, wir versuchen mal, ob es ins Töpfchen plätschert! “ Aber nur vorschlagen, nicht erzwingen.


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Wie Kinder sauber werden Teil 2. Was kann auf diese Anregung hin passieren?

• Es gibt Kinder, die bei dieser Aktion sofort begeistert dabei sind, und bei denen es in den nächsten Wochen auch immer wieder klappen wird, dass sie sich aufs Töpfchen setzen und mitunter sogar reinpinkeln.

• Genauso gibt es Kinder, die diese Prozedur ein- oder zweimal ganz nett finden, dann aber auf dieses Thema vorerst nicht mehr anzusprechen sind. Die Sache hat ihren Reiz verloren. Fertig.

• Mir sind auch schon häufig Kinder begegnet, die diesen Vorschlag schlichtweg albern finden. Was sich deutlich daran zeigt, dass sie nicht von sich aus nach Topf oder Toilette fragen und außerdem gegen alle Zwangsmaßnahmen protestieren werden.

Ich wage eine Prognose. Wenn Sie spekulieren müssten, welcher der drei Kindertypen wohl am schnellsten trocken wird, glaube ich, dass Sie die meisten Chancen der ersten Gruppe geben.

Bei der zweiten Gruppe vermuten Sie – meiner Schätzung nach – etwas mehr Schwierigkeiten, weil Sie denken, dass diese Kinder wohl etwas länger brauchen.

Mit ziemlicher Sicherheit werden Sie davon ausgehen, dass Gruppe 3 als letzte ins Ziel gehen wird.


Wie Kinder sauber werden Teil 2 ein Weg, mit Zeit und Geduld


Ich muss Sie enttäuschen, kann Sie aber gleichzeitig beruhigen. Sie liegen mit Ihrem Tipp zwar daneben, brauchen sich dafür aber auch keine Sorgen zu machen, falls Ihr Sohn oder Ihre Tochter nicht zur ersten Gruppe gehören sollte. Der Startumgang mit Topf oder Toilette sagt überhaupt nichts über Sauberkeitserfolge und die bis dahin noch anstehende Zeit aus.

Wer am Ende schneller trocken ist – jemand aus der Reihe der begeisterten Topfsitzer, einer der jetzt noch eher Distanzierten oder sogar einer der klar Ablehnenden – das lässt sich vorab überhaupt nicht sagen. Ich hatte versprochen, Sie auf Besonderheiten beim Sauberwerden hinzuweisen. Hier ist eine, die gar nicht so selten zu beobachten ist:

• Sascia zappelt mit zusammengepressten Schenkeln auf dem Stuhl herum. Ihr Vater bringt den Topf und sagt: „Sasci-Maus, mach doch mal schnell Pipi. Ich glaube, es will raus, Du kannst ja schon gar nicht mehr richtig sitzen.“ Sascia läuft zum Topf, rennt aber nochmal weg, holt ihren Teddy vom Sofa und setzt diesen auf den Topf. Während sie ihn liebevoll hält und ihm ermutigend zuspricht, doch jetzt „Pipi ins Topfe“ zu machen, pinkelt sie selbst in die Windel.

„Kann mir bitte mal jemand erklären, was das bedeuten soll? „ wird der Vater fassungslos stöhnen. Trotz aller anfänglichen Überraschung ist die Situation eigentlich eindeutig. Man braucht Vertrauen in diese Gefäße – Töpfchen wie Toilette – bevor man sie selbst benutzt. Der Aufbau dieses Vertrauens braucht Zeit.

Wie Kinder sauber werden Teil 2. Vertrauen gewinnt man auf ganz individuelle Weise – zum Beispiel:
  • Indem Maxine mindestens 104 mal fragt: „Falle ich da auch bestimmt nicht hinein? Hältst Du mich? „
  • Indem Nadine bei jedem Klobesuch eines Familienmitglieds oder Gastes zuschauen möchte
  • Indem Claudius sich auch zum Spielen, voll bekleidet, ab und zu mal daraufsetzt
  • Indem Felix nur auf einen ganz bestimmten Topf geht, der nur an einer ganz bestimmten Stelle stehen darf
  • Indem die Szene eben, wie von Sascia, zuerst mehrmals mit vertrauten Wesen durchgespielt wird, bis der Vorgang schon fast zur Routine geworden ist, und man nun selbst – ohne Herzklopfen – in die Rolle des „Todesmutigen“ schlüpfen kann.
Wie Kinder sauber werden Teil 2. Sie sehen: Sauberwerden braucht Zeit und Geduld.

Um sauber zu werden, muss ein Kind erst einmal Interesse an den Körper-Ausscheidungen gewinnen. Es muss daran etwas spannend finden – lohnend genug, sich näher damit zu beschäftigen. Die häufigste Aktivität in dieser Altersgruppe ist das Spielen. Für Kinder in diesem Alter ist das ganze Leben ein Spiel – und das Sauberwerden gehört mit zu diesem Spiel. Wenn ein Kind sich für seine Ausscheidungen und alles was dazugehört – Topf, Toilettensitz, die Toilette selbst – zu interessieren beginnt, lassen die ersten Erfolge nicht mehr lange auf sich warten.


Wie Kinder sauber werden Teil 2 ein Weg, mit Zeit und Geduld


Wie Kinder sauber werden Teil 2. Kennen Sie dass ?

Viele Kinder spielen in der Zeit, in der erste Aufmerksamkeit auf Darm und Blase gerichtet wird, häufig, dass ihre Tiere Kacka oder Pipi machen müssen.

• Anjuscha, knapp zwei Jahre alt, hatte einen Adventskalender bekommen, aus dessen Türchen während der Vorweihnachtszeit 24 kleine Holztiere kamen. Sie spielte viel mit ihnen und ließ fast jeden Tag nacheinander alle Pipi (kleine Kätzchen aus dem Sprudelglas) oder Kacka (winzige Fetzen eines Papiertaschentuches, die hinter jedes Tier gelegt wurden) machen. Im Januar begann sie dann fast regelmäßig, die morgendlichen Schmuseminuten im Elternbett zu unterbrechen. Sie krabbelte raus, rief „Juscha, Topfe, Pipi“ und lief Richtung Bad.

Sie erinnern sich daran: Jedes Kind muss seinen persönlichen Weg gehen, um sauber zu werden. Und was für Sie vielleicht nach Umweg aussieht, kann für Ihr Kind der direkte Weg sein.


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Ihre Aufgabe ist es, wesentliche Erfolgs-Schritte zu unterstützen. Das geschieht automatisch, sobald Sie:

• Die „Meldung im Nachhinein“ (Pipi gemacht) anerkennen

• Einen Töpfchen- oder Toilettenbesuch anbieten, immer wenn Sie Anzeichen für Harndrang sehen.

Selbst wenn Ihr Kind auf Ihre Anregung hin nicht sofort begeistert zum Topf stürzt, passiert dennoch etwas Entscheidendes – Ihr Kind knüpft eine wichtige Assoziation: Aha! Harndrang spüren bedeutet, dass bald eine Entleerung passieren wird.

Ein erst seit kurzem bewusst erlebtes Körpergefühl wird mit einem darauf folgenden Vorgang in Verbindung gebracht. Diese innere Verknüpfung ist auf jeden Fall ein Erfolg.

Denn erst, wenn diese Verbindung besteht, kann Ihr Kind lernen, auf sein Körpergefühl zu reagieren und entsprechend zu handeln. Doch das klappt nicht so einfach von heute auf morgen, sondern wird Schritt für Schritt bewältigt. Unterstützen Sie Ihr Kind bei jedem Schritt. Geben Sie ihm die Zeit, sich zu entwickeln. Irgendwann ist die perfekte Blasen-Kontrolle dann plötzlich kein Thema mehr.


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Wie Kinder sauber werden Teil 2. Und was meint der Kinderarzt damit, wenn er sagt, ein Kind sei sauber?

  • Das Kind kann den Harndrang so rechtzeitig melden oder von sich aus darauf reagieren, dass Vorbereitungen noch möglich sind – zum Beispiel die Toilette aufsuchen, die Latzhose aufknöpfen
  • Das saubere Kind kann aber auch bei schwach gefüllter, ebenso wie bei prall gefüllter Blase willentlich Harn lassen. Ein wesentlicher Fortschritt, denn jetzt kann es vor dem Spielen im Garten noch mal kurz zur Toilette gehen, damit es nicht gleich wieder ins Haus und aufs Klo rennen muss.
  • Es kann sogar schon auf Notfälle reagieren, zum Beispiel einen nötigen Toilettengang kurzfristig hinauszögern, den Harn also noch wenige Minuten einhalten, bis im Kaufhaus ein WC gefunden, der Parkplatz angefahren oder man aus dem Kindersitz am Fahrrad rausgeholt worden ist
  • Es schläft normalerweise ohne Toilettengang nachts durch. Wenn es abends mal besonders viel getrunken hat, erwacht es irgendwann in der Nacht, um zu Topf oder Toilette zu gehen.
Dieser 7. Erfolgs-Schritt braucht am längsten.

Wie Kinder sauber werden Teil 2. Der Umgang mit der Dringlichkeit ist für die meisten Kinder die nächste Hürde. Wie viel Zeit bleibt mir zwischen verspürtem Harndrang und noch rechtzeitiger Harnabgabe? Hilfe, der Harndrang verändert ja seine Stärke, die Dringlichkeit nimmt zu, und die noch zur Verfügung stehende Zeit nimmt ab!

Diese komplizierten Zusammenhänge in den Griff zu bekommen, muss jedes Kind für sich selbst ausprobieren und erfahren. Der Alltag bietet viele Lernsituationen. Ihre elterliche Reaktion, auch auf Misserfolge, entscheidet, ob wirklich etwas gelernt wird.


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Wie Kinder sauber werden Teil 2. Früh übt sich, wer ein Meister werden will

Für Ihr Kind ist das alles eine ganz neue Aufgabe, eine Herausforderung. Um die zu bewältigen, braucht es jemanden, der ihm dabei zur Seite steht. Und das sind Sie, die Eltern. Es kann durchaus sein, dass diese Übungsperiode für Sie eine recht stressige Zeit wird.

Wie Kinder sauber werden Teil 2. Aber hier geduldig zu sein, lohnt sich. Viele Kinder beginnen ihren Versuch damit, dass sie – mit Vorliebe im Beisein eines Elternteils – in ganz kurzen Abständen auf die Toilette gehen, weil anfangs bereits das erste Anzeichen von Harndrang als Startschuss für einen Toilettengang gewertet wird.

Wie Kinder sauber werden Teil 2. Erst allmählich werden die Abstände zwischen den Toilettenbesuchen größer. Zu Hause ist das alles kein großes Problem. Falls Sie jedoch zufällig in dieser ..Übungszeit“ viel mit Ihrem Kind unterwegs sind, werden Sie Örtlichkeiten kennen lernen, die Ihnen ohne Ihr Kind wahrscheinlich für immer verborgen geblieben wären.

• Mein Sohn Nikolas ging mit 23/4 Jahren – kurz nachdem er begonnen hatte, sich für das Toiletten-Know-how zu interessieren – mit uns auf eine einwöchige Reise nach Budapest. In jedem Laden oder Museum, jeder Kirche, jedem Restaurant oder Caffee, selbst in den U-Bahn-Stationen fragte er: „Haben die ein Klo? Ich muss!“ Wo immer es einigermaßen ging, machten wir einen Toilettenbesuch möglich. Am Ende der Woche kannten wir fast alle Klos von Budapest – und Nikolas war sauber und trocken geworden.

Wie Kinder sauber werden Teil 2. Kinder, die das so machen – und das sind viele – haben sich ein äußerst günstiges Übungsverfahren gewählt. Sie schlagen nämlich zwei Fliegen mit einer Klappe:

• Sie erfahren den Zusammenhang zwischen zunehmender Dringlichkeit des Harndrangs und abnehmender Zeit, die bleibt, um den Toilettengang zu planen. Bald wissen sie, wann sie reagieren müssen, um es noch rechtzeitig zu schaffen.

• Doch damit nicht genug: Sie nehmen wahr, wie sich eine erst wenig gefüllte, eine voller werdende und schließlich eine prall gefüllte Blase anfühlen. Das erleichtert es ihnen, jeweils richtig zu reagieren.

Ganz nebenbei ist es ihnen dann binnen weniger Tage möglich, selbst mit einer nur wenig gefüllten Blase etwas Harn lassen zu können.

Klappen jetzt noch die zwei Notfallstrategien – das kurzfristige Aufschieben eines Toilettengangs und das nächtliche Aufwachen, falls die Blase drückt – dann ist das Kind sauber. Über 80% der Fünfjährigen haben auch den 6. und 7. Erfolgs-Schritt getan.

Das kurzfristige Aufschieben wird automatisch im Alltag geübt, weil sehr häufig ein Toilettenwunsch nicht auf der Stelle zu erfüllen ist. Wenn eine Toilette in fremder Umgebung irgendwie eklig, irritierend oder gar ängstigend wirkt, gehen Kinder nicht darauf. Der Widerwillen hilft die Blase zuzuklemmen, bis die nächste akzeptable Toilette oder eine Möglichkeit im Freien gefunden ist.

Im Gegensatz dazu kann das richtige Reagieren auf Harndrang bei Nacht nicht geübt werden. Dieser Erfolg – nämlich rechtzeitig aufzuwachen und zum Topf oder zur Toilette zu gehen – reift normalerweise ganz ohne unser Zutun mit der dem Kind eigenen Geschwindigkeit heran. Hier können Sie nur warten.


Wie Kinder sauber werden Teil 2 ein Weg, mit Zeit und Geduld


Um Missverständnissen vorzubeugen und Enttäuschungen zu vermeiden, möchte ich betonen, dass beim Sauberwerden anfangs die Ab-und-zu-Erfolge viel häufiger sind als der große Durchbruch von einem Tag zum anderen.

Selbst wenn die Blasen-Kontrolle schon recht gut klappt, sind Rückfälle etwas völlig Normales.

Sie gehören offensichtlich zum Sauberwerden dazu. So wird zum Beispiel in der Nacht vor dem Ausbruch einer Infektionskrankheit bei vielen Kindern das Bett mal wieder nass. Ist das passiert, so können Sie raten, ob es diesmal Masern, Mumps, Scharlach oder sonst was werden wird.

Auch bei Aufregungen, positiven wie negativen, wenn das Kind Angst oder einen Schrecken bekommen hat, kommt es in den Anfangsjahren der Blasen-Beherrschung schnell mal wieder zu einem unkontrollierten Harnabgang. Das Gesamtsystem ist einfach noch nicht hundertprozentig stabil, eben noch störanfällig.

Wie Kinder sauber werden Teil 2. Am meisten verunsichert sind Eltern immer dann, wenn bei eigentlich perfekter Blasen-Kontrolle plötzlich mitten am Tag, ganz speziell beim Spielen, Rückfälle passieren. Und dabei sind das die typischsten. Sie haben sogar einen Namen: das Spieleifer-Nässen.


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Wie Kinder sauber werden Teil 2. Was machen Sie in dieser Situationen?

• „ Vom Balkon aus sehe ich, wie Alina die Beine zusammenklemmt, sich an den Schritt fasst, dann aber weiterspielt. Zwischendurch hockt sie sich im Sandkasten auf die Fersen, um ja nicht zur Toilette gehen zu müssen, sondern weiter mit den anderen bauen zu können. Es geht dann auch noch einige Minuten gut, aber plötzlich ist es dann passiert.

Am Anfang ging noch alles in die Hose und lief ihr die Beine runter Jetzt stoppt sie es wenigstens nach den ersten Tropfen, rennt ins Haus und macht den Rest ins Klo. Aber die Hose ist dennoch nass.“

• „Eigentlich ist Michael auch tagsüber schon trocken. Nur wenn andere Kinder zum Spielen zu uns kommen, wenn es wild hergeht und er voll dabei ist, dann kann unser Michael nicht mehr an die Toilette denken. Alles, was er im Grunde schon kann, scheint vergessen zu sein.

Wenn es dann passiert, ist er meist überraschter als ich. Und Schimpfen nützt nichts. Jetzt haben wir eine Vereinbarung getroffen: Bevor Kinder zu uns kommen oder Michael zum Spielen irgendwo hingeht, muss er jedesmal vorher zur Toilette, dann passiert nichts. “

Wie Kinder sauber werden Teil 2. Das Spieleifernässen kennen Sie sicher. Es ist keine Funktionsstörung, keine Krankheit. Es ist ein mal länger, mal kürzer dauerndes Stadium, bevor das Kind begriffen hat, dass man auf seine Blase „hören“ muss, um sie souverän kontrollieren zu können. Es muss einfach noch lernen, dass auch in tollen Spielsituationen die Blasen-Entleerungs-Gesetze gelten.

Dass also Trippeln und Zusammenpressen der Schenkel – auch wenn das Spielen gerade noch so wunderbar ist – nur kurzfristig erfolgreich sind, um den steigenden Harndrang zu unterdrücken und den immer dringender werdenden Toilettengang hinauszuschieben. Irgendwann werden die Hinhalteversuche zwecklos, die Flüssigkeitsmenge in der Blase zu groß … es ist passiert! Man muss erst mehrmals erlebt haben, dass nicht die ganze Spielgruppe auseinandergerannt ist, wenn man wenige Minuten später von der Toilette zurückkommt, dass man immer noch mitspielen darf, und dass es „danach“ mindestens genauso viel Spaß macht wie „zuvor“. Und – etwas für coole Rechner – dass es letztendlich mehr Spielzeit kostet, neu eingekleidet zu werden, wenn die Hose nass ist.

Hierzu braucht man dringend Eltern, größere Geschwister oder Erzieherinnen, die einen daran erinnern, dass man ganz offensichtlich zur Toilette muss.

Wie Kinder sauber werden Teil 2. Wenn Ihr Kind auf so einen Hinweis nicht reagiert, sondern ihn im Spiel ignoriert, „schnappen“ Sie es mit sanfter Gewalt, bringen es zur Toilette und helfen ihm, dass alles ganz schnell geht. Geschickte Erzieherinnen „frieren“ die restliche Spielgruppe mit einem Zauberwink kurz ein – niemand darf sich bewegen – bis Max oder Cora wieder von der Toilette kommt. So erlebt das Kind, dass es wider Erwarten möglich ist, kurz die volle Blase zu entleeren und dann schnell weiter zu spielen.

Wie Kinder sauber werden Teil 2. Hat es das einige Male erlebt, bleibt es auch unter Spielanspannung trocken.

Wie Kinder sauber werden Teil 2 ein Weg, mit Zeit und Geduld


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Wie Kinder sauber werden Teil 2. Das Wichtigste in Kürze

  • Die „Meldung im Nachhinein“: „Mama, Pipi gemacht“ ist keine Panne, sondern ein wichtiger Schritt zum Erfolg.
  • Wenn Sie bei Ihrem Kind Zeichen von Harndrang sehen, machen Sie es darauf aufmerksam. Denn Harndrang spüren bedeutet, dass die Blase sich bald entleeren will.
  • Wie lange man bei Harndrang noch warten kann, bevor man zur Toilette muss, darin muss man Erfahrungen sammeln, besonders beim Spielen.
  • Jeder Erfolgs-Schritt muss positiv begleitet werden – nicht beschleunigt, sondern bestärkt.

 

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1 Wie Kinder sauber werden Teil 1, Blasen-und Darm-Kontrolle

2 Wie Kinder sauber werden Teil 3, wie wichtig ist Erziehung?

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